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Das
Metaphysische Konzept von Gesundheit und Krankheit auf Bali
Der
Balinese geht davon aus, dass jenes dynamische Gleichgewicht zwischen den Polen
einer Polarität aufrecht erhalten werden muss, um Harmonie zu bewirken. Wird
dieses Prinzip der Balance missachtet, dann muss ein daraus resultierendes
Ungleichgewicht notwendig über einen radikalen, katharsischen Akt der
Selbstreinigung ausgeglichen werden, der für den Menschen stets mit Leid,
Disharmonie, Krankheit und Unglück verbunden ist.
Deshalb gilt den Balinesen
in allen Lebensbereichen das Aufrechterhalten bzw. das Wiederherstellen der
Balance als die oberste Maxime ihrer Spiritualität.
Es
ist naheliegend, dass die Balinesen auch die meisten Krankheiten aus dieser
Perspektive betrachten.
Krankheit wird auf Bali
fast immer als das Produkt eines Zustandes der Disharmonie zwischen dem
Betroffenen und seiner Umwelt betrachtet. In diesem Sinne unterscheidet sich
eine Krankheit kaum von anderen Unglücksfällen; etwa von einem Unfall, einem
Ernteausfall, dem Tod eines Familienmitgliedes, dem Verlust des Arbeitsplatzes
etc.
Wann immer eine Krankheit oder ein
Unglücksfall
eintreten, wird ein davon betroffener Balinese annehmen, dass er etwas Unangemessenes getan, oder etwas Angemessenes unterlassen hat. Durch sein unangemessenes Verhalten wurde das labile Gleichgewicht zwischen den Polen
gestört, und er ist sozusagen aus der Balance - aus seiner Harmonie oder Gesundheit - herausgefallen. Vielleicht hat er eine gesetzliche,
religiöse oder eine sittliche Pflicht verletzt, vielleicht seine Position missbraucht, oder er war vielleicht nicht respektvoll
gegenüber einer bestimmten Person oder Gottheit…
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Schamanismus und Schulmedizin |
Exkurs:
"Heil
sein", bedeutet "ganz sein". Das deutsche Wort "heil"
leitet sich vom altgemanischen Wort "heilagr" ab. "Heilagr"
hatte bei den alten Germanen die Bedeutung von "Sich-in-Harmonie-mit-der-Gottheit-Befinden".
Wer
damals gegen ein göttliches Gebot verstieß und etwa einen Stammesgenossen tötete, der wurde nach altem germanischen Recht als "unheilagr"
betrachtet, was soviel bedeutete, dass der Betroffene durch das Missachten des
göttlichen Gebotes aus der Harmonie mit der Gottheit herausgefallen ist. Die
rechtliche, sittliche und faktische Konsequenz dieses Herausfallens bestand nach
altem germanischen Recht darin, dass ein solcher Täter für "vogelfrei"
erklärt wurde. Damit war aber auch schon sein Schicksal besiegelt. Jedermann hatte das
Recht, ihn
zu töten. Nach altgermanischem Recht, gab es auch keinerlei
rechtliche Sanktion für die Tötung eines Vogelfreien.
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Jede Heilbehandlung, sei es eine schulmedizinische oder eine schamanische, stellt darauf ab, das aus den Fugen geratene Gleichgewicht - also die Balance zwischen den beiden Polen oder die Harmonie bzw. Gesundheit - wieder herzustellen. Das Ziel der schulmedizinischen und der schamanischen Heilbehandlung ist sohin das gleiche. Ein ganz wesentlicher Unterschied zwischen beiden besteht allerdings in den jeweils angewandten Mitteln, um dieses Ziel - die Wiederherstellung der Gesundheit - zu erreichen.
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